Forschungsgruppe Altern und Lebenslauf (FALL)

Veröffentlichungen: ?Hollstein 1997

 

Hollstein, Betina (1997): Verlust und Veränderung? Biographische Orientierungen und die Entwicklung sozialer Beziehungen nach der Verwitwung. In: Karl-Siegbert Rehberg (Hg.): Differenz und Integration. Die Zukunft moderner Gesellschaften. 28. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 1996, Band II. Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 73-79.

Im diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen wie sich die Gestaltung und die Bedeutung informeller sozialer Beziehungen (d.h. Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft etc.) nach dem Tod des Lebenspartners bzw. der Lebenspartnerin im höheren Lebensalter verändern. Nimmt die soziale Partizipation nach dem Verlust des Partners ab oder wird der Verlust des Partners im Gegenteil durch eine höhere Partizipation kompensiert? Auf welche Weise setzen sich Merkmale sozialer Differenzierung (wie Geschlecht oder Schicht) in den verwitwungsbedingten Veränderungen der sozialen Beziehungen durch und auf welche Weise steuern biographische und soziale Orientierungen diese Veränderungen?

In einem Forschungsprojekt, das zwischen 1992 und 1995 in Berlin durchgeführt wurde, wurden verwitwete Männer und Frauen im Alter zwischen 63 und 73 Jahren über ihre aktuellen sozialen Beziehungen sowie die Veränderungen im Vergleich zur Zeit vor dem Partnerverlust befragt. Neben biographisch-narrativen Interviews wurden auch standardisierte Erhebungsinstrumente ("emotionales Netzwerk" nach Kahn/Antonucci, Unterstützungsnetzwerk) angewandt. Auf diese Weise konnten Veränderungen der sozialen Netzwerke auf der Strukturebene (bezüglich Zusammensetzung, Häufigkeit und Art des Kontakts) in Beziehung gesetzt werden zu biographischen Orientierungen und den subjektiven Bedeutungen, die die Netzwerke für die verwitweten Männer und Frauen haben.

In diesem Beitrag werden Ergebnisse des Projekts vorgestellt: Zunächst werden unterschiedliche Veränderungsmuster sozialer Beziehungen beschrieben und ihnen korrespondierende soziale Orientierungen herausgearbeitet. In einem weiteren Schritt wird gezeigt, an welche lebengeschichtlichen Erfahrungen und Kompetenzen bei der (Um-) Gestaltung der sozialen Beziehungen nach dem Verlust des Partners angeknüpft wird. Es wird gezeigt, wie unterschiedliche biographische und soziale Orientierungen nach der Verwitwung sowohl neue Spielräume eröffnen können, sich aber auch als Restriktion erweisen können.


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